Recherchen von zentralplus zeigen, dass Zug Sports Gewinn macht – obwohl das eigentlich nicht erlaubt wäre. Die Firma organisiert das Zuger Seefest und erhält dafür Steuergeld.
Ein Verein, eine GmbH, eine Marketingagentur: Das ist das persönliche Universum von Daniel Schärer. Der gebürtige Berner ist in Zug bekannt. Er kann nicht still sitzen, sagen die einen. Er ist top vernetzt, meinen andere. Was alle wissen: Ohne ihn gäbe es weder das Zuger Seefest, das Zug Sports Festival noch Zug Magic.
Nun aber ringt der sportbegeisterte 51-Jährige mit dem politisch-medialen Apparat. Der Grund: Sein Engagement in Zug gerät zunehmend unter Druck. Dabei geht es um über 300’000 Franken Steuergeld pro Jahr, die der Verein Zug Sports für die Ausrichtung der Veranstaltungen von der Stadt erhält. Und die von einer gleichnamigen Firma ausgegeben werden.
Im Stadtparlament gibt es Kritik an der Struktur von Zug Sports
Den Stein ins Rollen gebracht hat die Mitte-Fraktion Ende Februar. Gemeinderat Christoph Iten sagte im Stadtparlament, eine Veränderung sei notwendig für mehr Transparenz bei den Einnahmen und Ausgaben des Veranstalters. Er nannte den Verein «Durchlauferhitzer» und kündigte einen Vorstoss an.
Am Montag hat der Verein Zug Sports bei einem Informationsabend in der Shedhalle den Ball aufgegriffen. «Mit wachsender Grösse kommen auch mehr Fragen», sagte der Vizepräsident Patrick Göcking. Er ist die rechte Hand von Daniel Schärer, der den Verein gegründet hat und hauptberuflich eine Marketingagentur leitet.

Vor etwa hundert Geldgebern, Politikern und Interessierten resümierte der Vereinsvorstand am Montag das letzte Zuger Seefest und das Zug Magic, eine Wassershow, die 2023 in der Zuger Seebucht Premiere feierte. Ausserdem kamen sie auf die Struktur des Vereins und der gleichnamigen GmbH zu sprechen. Beide Organisationen gibt es seit über 20 Jahren – und sie arbeiten eng zusammen.
So funktioniert die Doppelstruktur mit Verein und GmbH
Der Verein Zug Sports beantragt und erhält die öffentlichen Fördersummen sowie Geld von privaten Stiftungen. 100’000 Franken zahlt die Stadt jährlich für das Zuger Seefest, 50’000 Franken für das Zug Sports Festival und 164’000 für Zug Magic. Das Stadtparlament spricht das Geld jeweils für vier Jahre. Der fünfköpfige Vorstand bezieht für seine Arbeit kein Honorar. Präsident ist Daniel Schärer.
Ausgerichtet werden die Veranstaltungen von der Zug Sports GmbH, im Auftrag des Vereins. Geschäftsleiter der GmbH ist ebenfalls Daniel Schärer, drei Mitarbeiterinnen helfen ihm. Dafür erhält er einen Lohn, er mache aber auch viel Gratisarbeit. Zudem rapportiert er an den Vereinsvorstand. Er betont, dass die GmbH nur Aufträge des Vereins ausführt und keine anderen Mandate annimmt.

Und trotzdem hat die GmbH zuletzt Gewinn geschrieben. Das zeigen die Jahresabschlüsse der Firma, die zentralplus eingesehen hat. Im Jahr 2022 machte die Firma 50’000 Franken Gewinn. Insgesamt beteiligten sich Stadt, Kanton und Gemeinden damals mit 440’000 Franken an den vielen Projekten des Vereins. Das entsprach einem Viertel seines kumulierten Budgets.
Hat die GmbH also via Verein Steuergeld genutzt und damit Feste veranstaltet, die Gewinn abgeworfen haben? Und das, obwohl die Stadt Zug gemäss ihren Regeln nur Organisationen unterstützen darf, die keinen Gewinn machen.
Gewinn steckt Zug Sports in eine Reserve für schlechte Zeiten
Daniel Schärer sagt, es handle sich nicht um klassischen Gewinn, sondern um die Bildung von Rücklagen. Die GmbH achte darauf, etwa 100’000 Franken Reserven zu haben. Dieses Polster habe die Firma durch die Pandemie gebracht, gemeinsam mit Härtefallgeld des Kantons.
«Wir sind sehr froh, dass wir immer noch etwas Reserve haben, da wir das gesamte Risiko tragen.» Mit dem Topf könnten Gewinne und Verluste einzelner Projekte gegenseitig ausglichen werden. Ausserdem muss Zug Sports Veranstaltungen wie das Zuger Seefest vorfinanzieren.

Das Zuger Seefest ist seit Jahren für viele ein Highlight des Sommers.
Denn das Geld der Stadt trifft in drei Tranchen ein. Die letzte Überweisung komme, wenn die Stadt die Projektabrechnung geprüft hat, erklärt Regula Kaiser, Leiterin der Fachstelle Stadtentwicklung. «Wenn die GmbH über fünf Jahre 50’000 Franken Überschuss machen würde, müssten wir uns fragen: Kaufen wir das Fest zu teuer ein?»
Doch dem ist nicht so. Im Jahr 2023 hat die GmbH einen Verlust von 23’000 Franken geschrieben. Auch in den Vorjahren habe die GmbH wegen der Pandemie Verluste gemacht. Und auch die Abschlüsse der letzten Ausgaben des Zuger Seefests, die zentralplus eingesehen hat, zeigen: Die Ausrichtung des Stadtfestes ist ein Nullsummenspiel.
Stadt Zug hat die Vereinsgründung von Zug Sports gefordert
Und doch gibt es eine Debatte über die Transparenz von Zug Sports. Sie ist das Ergebnis seiner Erfolgsgeschichte. Daniel Schärer gründete den Verein und die GmbH Anfang der 2000er, um das Sportfest «Boardstock»-Festival zu organisieren. Über die Jahre startete er immer mehr Projekte und die finanzielle Unterstützung der Stadt wuchs. Das verursacht nun Fragen. Denn je mehr öffentliches Geld fliesst, desto höher sind die Ansprüche an Transparenz.
Zum Beispiel, ob es in Ordnung ist, dass Daniel Schärer Präsident des Vereins und gleichzeitig Chef der GmbH ist. Schärer sagt, er habe die Struktur vor Kurzem überprüfen lassen. Das Ergebnis: Die Struktur ist legal, einen Bericht dazu gibt es aber nicht. Auch die Stadt Zug sieht in dem Konstrukt kein Problem – sie habe die Vereinsgründung sogar gewünscht.

Die Finanzierungsstruktur mit der GmbH und dem Verein sei von der Stadt Zug gefordert worden, wegen der städtischen Regel, nur nicht gewinnorientierte Firmen zu unterstützten, sagt Stadtpräsident André Wicki. «Deshalb hat die Stadt Zug verlangt, dass für die Durchführung der Veranstaltungen in der Stadt Zug ein Verein gegründet werden musste.» Mitte-Gemeinderat Christoph Iten zweifelt jedoch daran, dass die Verein-GmbH-Struktur die städtischen Richtlinien einhalte.
Weiter betont der Stadtchef: «Wir sind froh, dass jemand da ist, der das Seefest so toll macht.» Zug Sports hatte das Fest 2018 von der Freiwilligen Feuerwehr Zug übernommen und so gerettet. Wicki argumentiert, dass öffentliche Gelder nur einen Drittel des Budgets des Seefests ausmachen würden. Der Rest stammt aus dem Sponsoring, von Partnern und aus der Gastronomie.
Mehr Transparenz heisst, klarzumachen, wohin die Gelder fliessen
Nicht nur die Mitte-Fraktion hinterfragt die Organisation von Zug Sports. Auch Daniel Schärer selbst sagt: «Wir müssen lernen». Mehr Transparenz mit Steuergeld heisst, klar zu zeigen, wohin Gelder fliessen. Ein Beispiel: Schärer führt auf der Website seiner Marketingagentur JFDI das Logo von Zug Sports unter Kunden auf.
Dass der Kundeneintrag den Eindruck erwecken könnte, dass Gelder vom öffentlichen unterstützen Verein, den er präsidiert, in seinen Hauptjob geflossen sind, sei ihm nie gekommen. Tatsächlich habe JFDI für Zug Sports gearbeitet und sei bezahlt worden. Allerdings nur bei einem Projekt, in dem keine öffentlichen Gelder steckten, erklärt er.
Die Geschichte von Zug Sports ist noch lange nicht zu Ende. Wohl kein Zuger will auf die Veranstaltungen verzichten, die Verein und GmbH jedes Jahr auf die Beine stellen. Ohne Eintritt, wohlgemerkt. Doch damit die Geschichte erfolgreich weitergeht, braucht es kleinere Veränderungen. Zum Beispiel will Schärer künftig den Abschlüssen detaillierte Budgets beilegen, die das Stadtparlament einsehen kann.
Und wie sieht die Zukunft aus? Fragt man Daniel Schärer und den Vereinsvorstand danach, sprudeln die Ideen: eine spassige Kletterhalle für Nicht-Profi-Kletterer, ein Bikepark für mehrere Generationen, ein Token-System, mit dem Sport zu digitaler Währung wird. Das sind nur einige der Visionen für die nächsten zehn Jahre.